Interview mit Andreas Weller – Mitgründer von Sidekick
Du bist gemeinsam mit Anita Gründer von Sidekick Network, was hast Du denn eigentlich vor der Gründung gemacht?
- Zunächst habe ich Betriebswirtschaft in Dresden studiert und dann mein Hauptstudium in Schweden gemacht. In einem sehr gründungsorientierten Umfeld konnte ich viel Lernen und ich wusste, dass ich später definitiv in einem internationalen Kontext arbeiten möchte. Die Uni selbst war komplett auf Entrepreneurship ausgerichtet. Außerdem habe ich in meiner Diplomarbeit damals schon über Aus- und Neugründungen geschrieben.
- Nach dem Studium habe ich dann bei der T-Systems angefangen zu arbeiten und viele Projekte machen dürfen. Nach einiger Zeit habe ich aber für mich selbst festgestellt, dass ich gerne selbstständig arbeiten möchte. Darum bin ich dann selbst Freiberufler geworden.
Wie bist Du auf die Geschäftsidee von Sidekick gekommen?
- Innerhalb der zehn Jahre, die ich als selbstständiger IT-Berater tätig war, kam mir die Idee für die Gründung von Sidekick. Ich habe ständig Angebote von Agenturen bekommen, die überhaupt nicht zu mir und meinen Qualifikationen gepasst haben. Außerdem wusste ich, dass ich nicht der einzige Berater mit diesem Problem war. Da habe ich eine Lücke auf dem Markt erkannt, die wir füllen können. Zudem kannte ich Anita schon seit meiner Zeit bei der T-Systems und konnte mir sehr gut vorstellen, gemeinsam mit ihr eine Firma aufzubauen, da wir als Team schon immer super funktioniert haben.
Was war dein bisher einprägsames Erlebnis in deiner Karriere?
- Mich hat mal eine Beraterin angerufen und gesagt: „Andy ich stehe gerade an der Ampel, es regnet, ich habe zwei Einkaufstaschen in der Hand und ich bin einfach nur glücklich, dass ich das gemacht habe“. Dabei habe ich am Telefon Gänsehaut bekommen und gedacht genau dafür machst du’s. Natürlich haben noch andere Faktoren in der Situation eine Rolle gespielt, aber sie war glücklich und wir haben sie auf dem Weg in die Selbstständigkeit begleitet und unterstützt. Es geht nicht immer nur um Geld, Sinn stiften macht viel Spaß und gibt so viel mehr.
Du hast ja auch noch eine Familie und ein Privatleben, wie schaffst du es da die Balance zur Arbeit zu finden?
- Eigentlich ganz gut! Ich setze mir abends eine Zeit, und wenn es das gemeinsame Abendessen mit der Familie ist, danach mache ich wirklich Schluss. Die Firma gibt mir zudem auch die Freiheit viel zu Hause zu sein und von dem Leben mitzubekommen. Ich kann meine Tage selbst gestalten im Gegensatz zu früher. Die Tage sind deswegen nicht weniger voll.
- Ich hatte ein sehr prägendes Erlebnis in meiner Karriere, wodurch ich gemerkt habe, dass mein Fokus mehr auf meiner Familie sein muss.
Was war das für ein Erlebnis?
- Ich bin viel europaweit gereist und fliegen war wie S-Bahn fahren, bis auf die letzte Sekunde durch getaktet. Da gibt es auch ein lustiges Buch über Frankfurt-München-Frankfurt von Beratern geschrieben, die das genauso darstellen. Du weißt in welches Hotel du musst, du kennst den Taxifahrer, du kennst alles in und auswendig. Irgendwann habe ich dann an der Gepäckausgabe nach einer längeren Reise meinen Koffer gehört, wie er aufs Band gefallen ist, ohne dass ich ihn gesehen habe. Ich wusste einfach, das ist meiner und in dem Moment habe ich realisiert: du bist zu viel unterwegs, das sollte so nicht sein.
- Darum ist mir auch mein Basketballtraining so wichtig. Dort kann ich wirklich abschalten. Du kannst im Spiel nichts anderes machen. Es zählt nur das Spiel. Du musst anderthalb Stunden rennen, egal ob du willst oder nicht. Du bist ausgepowert und kannst einfach mal an nichts anderes denken. Natürlich ist das gemeinsame Bier danach auch ein schönes Ziel.
Welchen Tipp würdest du anderen gerne mit auf den Weg geben?
- Setz dich nicht unter Druck, wenn dich niemand anderes darum bittet.
Abschließend noch ein Statement von dir, was Sidekick für dich bedeutet.
- Ich habe zwei Bilder vor Augen. Einmal die Tour de France. Da gibt es die besten Radrennfahrer der Welt. Und es gibt die Experten, die nicht im Rampenlicht stehen, die sich aus dem fahrenden Auto hängen und bei laufender Fahrt das Rennrad reparieren damit der Fahrer wieder Topleistungen abliefern kann. Der perfekte Sidekick. Ein absoluter Experte, kein Reden schwingend und wichtiger Teil des Teams.
- Das zweite Bild ist ein Hafen. Jeder selbstständige Experte ist das aus Überzeugung. Er steuert sein Schiff, kennt sich aus und hat ein Ziel. Aber ab und zu muss auch er einen Hafen ansteuern, um Vorräte aufzufrischen, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, Kraft zu tanken, und dann wieder in die Welt hinaus zu segeln. Wir sind der Hafen. Wir kümmern uns um die Bürokratie, bringen die Menschen zusammen und sorgen für Folgeprojekte damit die Experten sich auf ihren Job konzentrieren können.